#3 zu „Lob der Partei“ (zu: Lobgedichte, Jo Jastram, Eberhard Roßdeutscher, Martin Wetzel, 1972)
von Martin Wetzel (1972)
Brückenstraße 6

Für diese kollektive Gemeinschaftsarbeit wurden drei Künstler vom Büro für baubezogene Kunst beauftragt: die drei Bildhauer Jo Jastram aus Rostock, Eberhard Roßdeutscher aus Magdeburg und Martin Wetzel aus Halle (Saale). Sie nahmen Bertold Bechts Lobgedichte (1932) zum Anlass, einen Verweilort in der damaligen sogenannten Demonstrationsstraße von Karl-Marx-Stadt zu schaffen. Dieser sollte keinesfalls Gedenkstätte sein, sondern der ideologischen Bildung und Erbauung des (neuen) sozialistischen Menschen in der neuen sozialistischen Stadt Chemnitz dienen. Der Entwurf von Jo Jastram sah die Durchbruchreliefs zunächst parallel zur Architektur aufgestellt vor; diese Idee wurde zugunsten einer Platzsituation verworfen, welche durch Bänke eine zusätzliche Aufenthaltsqualität erhielt.

Die drei Durchbruchreliefs sind beidseitig bearbeitet und gehen in ihrer formalen Gestaltung auf mittelalterliche Darstellungen zurück. Halbplastische Figuren und Inschriften machen das architektonisch-tektonische Gesamtensemble zu einem Ort der von beiden Seiten betrachtbaren dialektischen Auseinandersetzung mit Bertold Brechts „Lobgedichten“. Jeder der drei Künstler nahm sich die Bearbeitung einer bis zwei der Gedichte vor: Joachim Jastram (1929–2011), „Lob des Lernens“ und „Lob der Dialektik“, Eberhard Roßdeutscher (1921–1980), „Lob des Revolutionärs“ und Martin Wetzel (1929–2008), „Lob der Partei“ und „Lob des Kommunismus“, welcher in einer vertikalen Stele realisiert wurde.

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