#5 zu „Ringende“
von Siegfried Krepp (1980)
Schauspielhaus/Park der Opfer des Faschismus

Zwei lebensgroße nackte männliche Figuren ringen inmitten des Parks, doch worum? Es ist eine ungewöhnliche und spannungsvolle Szene vor dem im selben Jahr fertiggestellten Schauspielhaus. Die beiden Körper sind an Armen und Beinen miteinander so verschlungen, dass nicht ersichtlich ist, welcher der beiden droht, dem anderen unterlegen zu sein. Diese körperliche Spannung der Körper in Bewegung scheint an einer Art Kipppunkt – an der Schwelle zwischen Stabilität und Veränderung, festgehalten zu sein, in dem das Gleichgewicht, die Balance gerade noch besteht, bevor sie droht, verloren zu gehen. Wie eine kämpfende Wolke, die sich nicht verziehen will, balancieren die beiden ringenden Körper um die Waagerechte auf dem Sockel.

Der Berliner Bildhauer hat sich seit den 1970er Jahren wiederholt und variierend diesem Thema – auch in der Graphik – zugewendet; in diesem konzentrierten Zustand einer Szene, bei der offenbar niemand gewinnen soll, wird diese künstlerische Beschreibung gleichsam zu einer Parabel für das Ringen an sich, die Auseinandersetzung mit einem selbst im Spiegel des anderen, dem System, der Gesellschaft, dem Widerstand als Prinzip.

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