#6 zu „Sinnende“
von Sabine Grzimek (1977)
Eingangsbereich zum Schauspielhaus / Park der Opfer des Faschismus
Da sitzt die Sinnende nun und schaut mit offenen Augen in die Weite des Parks, der sich vor ihr öffnet. Ihr Haltung erinnert etwas an August Rodins Denker (1880–1882), jedoch ist sie nicht, wie die erste öffentliche Plastik des Franzosen, hoch aufgesockelt. Etwas überlebensgroß ist sie vielmehr bodenständig und auf diese Weise dem Betrachter nahe platziert. Durch ihre eindrucksvolle Aussagekraft am Standort vermag sie es die ins Theater Strömenden auf das Kommende einzustimmen oder auch nachdenklich, nachsinnend aus dem Theater strömend auf dem Heimweg zu hinterlassen.
Im Gegensatz zu der Mehrzahl der Plastiken aus der Zeit der DDR trägt Grzimeks Sinnende individuelle Züge; sie zeigt einen mit der Zeit gereiften, einzigartigen Körper – ganz und gar kein Idealbild, wie es die Doktrin des Sozialistischen Realismus vorgab. Eine männliche Figur der Berliner Künstlerin, die aus einer Künstlerinnenfamilie stammt, ist, mit ähnlichen Zügen versehen, im Schlossbergpark aufgestellt.
Die Plastik der Künstlerin (*1942) wurde 1977 aus der Berliner Bezirkskunstausstellung von der Stadt Karl-Marx-Stadt zunächst für die Freiluftausstellung im zentralen Stadthallenpark erworben. 1980 mit dem fertiggstellten Schauspielhaus wurde sie an ihrem neuen Standort verbracht. Doch fügt sich mit der sie umfassenden roten Porphyrwand auf der Terrasse vor dem Eingang perfekt in das Gesamtensemble aus Park und Architektur.
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