#10 zu „Urteil des Paris“
von Wilfried Fitzenreiter (1979/1980)
Brühl 53
Der 1932 im thüringischen Salza geborene Fitzenreiter gestaltete diese Figurengruppe für die Neueinweihung des Brühl-Boulevards 1980. Nach den großen Wohnbauprogrammen der 1970er Jahre gehörte die Gestaltung dieses innerstädtischen Areals zu eine der bedeutendsten und prestigeträchtigsten künstlerischen Aufgaben. Neben Fitzenreiters Arbeit wurden eine Vielzahl weiterer beauftragt, die jedoch insgesamt keinem gemeinsamen thematischen Programm folgen. Daher ist das künstlerische Spektrum der beauftragten plastischen Arbeiten ähnlich vielfältig wie an anderen Stellen der Stadt (z.B. im Stadthallenpark).
Dennoch scheint der bis heute prominente und in der Bevölkerung beliebte „Urteil des Paris“ auf die Idee des Brühls, als große Einkaufsstraße einzuzahlen.
In der Mythologie werben drei Göttinnen um die Gunst des Paris, des verstoßenen trojanischen Königssohns, der die Schönste unter ihnen auswählen soll. Eris, die Göttin des Streits hatte diesen Zwist angezettelt und einen „Zankapfel“ zwischen die Göttinnen geworfen. Hera, Aphrodite und Athene geraten darüber in Streit, die Entscheidung sollte von Paris getroffen werden. Jeder der drei Frauen versuchte Paris zu überzeugen: Hera versprach ihm die Weltherrschaft, Athene Weisheit und Aphrodite die Liebe; letzteres gewann sein Herz und Stimme.
In Fitzenreiters künstlerischer Interpretation stehen die drei Göttinnen, unterschiedliche Frauenkörper und -typen, repräsentierend, jedoch scheinbar ohne direkten Bezug zu Paris auf den Boulevard. Sie drehen sich offenbar mehr um sich selbst bzw. um ihre Performance als um die Gunst des Paris, der gleichsam teilnahmslos dasitzt und in die Ferne starrt, als die Frauen betrachtet.
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